Osterglocken blühend in leuchtenden Gelb auf der Wiese

Burgruine Tannenberg

Burgruine Tannenberg

Östlich von Seeheim liegt auf einem etwa 200 m hohen Ausläufer des Odenwaldes oberhalb der Rheinebene die Burgruine Tannenberg. Etwa um 1210 begann Kuno von Münzenberg mit dem Bau der imponierenden Anlage, die im Verlauf von etwa 40 Jahren von seinem Sohn Ulrich zu einer wehrhaften mittelalterlichen Burg, dem Sitz des Amtes Seeheim, mit Sicht auf die Bergstraße und den Odenwald ausgebaut wurde. 

Blick durch die Bäume in der Sonne


Die Kernburg mit einem etwa ovalen Grundriss von 50 m x 30 m war von einer 2 bis 3 m dicken und etwa 5 bis 7 m hohen Ringmauer umgeben, wobei eine zusätzliche Vorburg die nördliche Flanke absichern sollte, so dass die Burg anfangs als uneinnehmbar galt. Etwa in der Mitte der Kernburg erhob sich ein mächtiger Bergfried. Die Wasserversorgung erfolgte über eine Quelle am westlichen Hang, in Kriegszeiten über eine Zisterne im Burghof. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts entwickelte sich die Anlage zu einer Raubritterburg, die reichliche Einnahmen aus Überfällen auf reiche Kaufleute versprach. Die Bergstraße zwischen den Messestädten Basel und Frankfurt gehörte damals zu den wichtigsten Handelswegen in Südwestdeutschland. Deshalb erklärten die betroffenen umliegenden Städte im Auftrag König Wenzels den Besitzern der Burg Tannenberg die Fehde, belagerten die Burg im Jahre 1399 drei Wochen lang und zerstörten sie nach der Einnahme völlig.

Im Jahre 1850 veranlasste der geschichtlich sehr interessierte Großherzog Ludwig III. von Hessen und bei Rhein umfangreiche Ausgrabungen im Bereich der Burgruine mit sensationellen Erfolgen, denn zahlreiche Funde wurden gewonnen, unter ihnen die „Tannenbergbüchse“, die erste Handfeuerwaffe nördlich der Alpen. Die Funde wurden von Wissenschaftlern eingehend dokumentiert und im Hessischen Landesmuseum eingelagert.

Ab Mitte der 1970-iger Jahre nahm sich eine ehrenamtlich tätige Gruppe des Heimat- und Verschönerungsvereins Seeheim vor, die Reste der Burg zu sichern, zumal die Grundmauern, Reste des Bergfrieds und einiger Keller sowie die Zisterne noch vorhanden waren. Außerdem wurden bei den Erhaltungsmaßnahmen weitere wertvolle Funde erzielt, die im Historischen Rathaus besichtigt werden können.

Der Aufstieg zur Burg beginnt am Parkhaus des Tagungshotels „Lufthansa Seeheim“: Man geht durch den Haupteingang, wendet sich 50 m nach links und biegt rechts in die steile Zufahrt zu den Parkplätzen ein. Der Wanderer findet nach 200 m einen steinernen Wegweiser (20 min): Man geht 100 m nach links, dann nach rechts auf dem Eselspfad steil bergauf. Nach einem alternativen Vorschlag beginnt der bequemere Weg rechts hinter der Schranke. Nach etwa 500 m biegt man am Wegweiser nach links ab. Oben, nach etwa 30 min, kann man zwischen den alten Mauern umherstreifen und wird mit einer herrlichen Aussicht auf die Bergstraße und das Rheintal belohnt. Eine verlängerte Wanderung beginnt am Sebastiansmarkt.

Textzusammenstellung: Karl Listner
Redaktion: Jürgen Eck, Museumsverein Seeheim-Jugenheim
Textgrundlage: Heimatbuch Seeheim-Jugenheim 1981