Zeitungen in einem Zeitungsständer beim Händler

Interessenten für Autoren-Patenschaft gesucht


Zwischen 2013 und 2014 wurden in Seeheim-Jugenheim insgesamt 40 Stolpersteine als Zeichen der Erinnerung in das Pflaster gesetzt. Die Idee, mit den kleinen quadratischen Messingtafeln an das Schicksal jener Menschen zu erinnern, die von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben, deportiert oder ermordet wurden, geht auf den in Köln lebenden Künstler Gunter Demnig zurück. Rund 70.000 Stolpersteine wurden seit dem Start seines Projekts 1992 in europäischen Kommunen verlegt: das größte dezentrale Mahnmal weltweit. Teile der Lebensgeschichten in Seeheim-Jugenheim, die sich hinter den Stolpersteinen verbergen, sind in der Dokumentation über die „Opfer des Nationalsozialismus“ zu finden, die die Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl im Auftrag der Gemeinde erarbeitet hat und 2012 herausgegeben wurde. Für den Arbeitskreis „Wider das Vergessen“ hat Klaus Knoche zudem zu den Stolpersteinverlegungen dreizehn Einzel- und Familienschicksale näher recherchiert, die auf der Gemeinde-Webseite nachzulesen sind und deren Geschichten er auch immer wieder bei Stolpersteinführungen anlässlich von Gedenktagen erzählt. 

Die Gemeinde möchte nun noch einen Schritt weiter gehen und eine Stolperstein-App erstellen, um die Erinnerung auch in einer digitalisierten Form zu bewahren. „So könnte man sich etwa übers Handy direkt die Lebensgeschichten erzählen lassen, wenn man über einen der Steine im wahrsten Sinne stolpert und mehr wissen will als den bloßen Namen und die Geburts- und Sterbedaten“, erläutert Sabine Milewski, die bei der Gemeinde für den Bereich Erinnerungsarbeit zuständig ist. „Schließlich sind diese Geschichten ein wichtiger Teil unserer Geschichte.“ 

Die Hochschule in Dieburg hat bereits zugesagt, sich in einem Projekt mit Studenten um die technische Realisierung und das Design der App zu kümmern. Jetzt sucht die Gemeinde interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Seeheim-Jugenheim, die eine Autoren-Patenschaft für einen der zwölf geplanten Hörbeiträge übernehmen möchten. „Wir haben den Vorteil, dass bereits viel Material vorliegt, mit dem wir sehr gut arbeiten können“, erklärt Hörfunkautorin Maidon Bader, die das Projekt medienpädagogisch begleitet. „Für die App müssen wir uns überlegen, wie wir das Ganze in eine Form fürs Hören bringen.“ In drei Projektblöcken soll von April bis Juni im kommenden Jahr an den Beiträgen gearbeitet werden, wobei die Teilnehmer unter anderem lernen, einen Audiobeitrag zu gestalten: vom Schreiben fürs Sprechen bis zum Umgang mit Aufnahmegeräten und Schnittsoftware. „Detaillierte Vorkenntnisse, was die Arbeit mit Audiobeiträgen angeht, sind nicht erforderlich. Vom Schüler bis zum Senior ist jeder, der Interesse an den Stolperstein-Geschichten hat, herzlich dazu eingeladen mitzumachen“, so Bürgermeister Alexander Kreissl.

Am Freitag, dem 26. November, findet in der Bürgerhalle in Jugenheim um 19.30 Uhr ein Infoabend für alle Interessierten statt, bei dem das Projekt noch näher vorgestellt wird. Um vorherige Anmeldung per E-Mail wird gebeten: an presse@seeheim-jugenheim.de.

Bei Fragen: Sabine Milewski, Tel. 06257/990-103, presse@seeheim-jugenheim.de.

Auf dem Bild: Klaus Knoche (ganz rechts) bei der Stolpersteinführung 2018 in Seeheim.