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Spatenstich in der Verbandskläranlage


Mit dem Spatenstich, der am 27. April erfolgt ist, startet der Bau der Vierten Reinigungsstufe, die die Verbandskläranlage für Bickenbach und Seeheim-Jugenheim als eine der ersten in Hessen erhält. Dank der Aktivkohlefiltration mit vorgeschalteter Ozonierungsanlage können Mikroverunreinigungen wie beispielsweise Medikamentenreste, Rückstände von Reinigungsmitteln oder Hormone nahezu vollständig aus dem Abwasser entfernt werden.

Bereits 2016 hatte der Abwasserverband, den die Kommunen Bickenbach und Seeheim-Jugenheim seit 1962 gemeinsam betreiben, im Rahmen eines Pilotprojekts einen ersten Förderantrag für den Ausbau einer zusätzlichen Reinigungsstufe gestellt. Denn gerade im Hessischen Ried, das als Trinkwasserreservoir für das Rhein-Main-Gebiet genutzt wird, waren hohe Belastungen mit Arzneimittelrückständen, Pestiziden und andere organischen Mikroverunreinigungen festgestellt worden, die unter anderem über kommunale Abwasseranlagen in Gewässer eingebracht werden. „Hier mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe in der Abwasseranlage entgegenzuwirken, sorgt nicht nur für sauberes Wasser“, so die beiden Verbandsvorsteher Alexander Kreissl, Bürgermeister in Seeheim-Jugenheim, und Markus Hennemann, Bürgermeister in Bickenbach. „Das Projekt ist zudem der Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz verpflichtet, denn eine saubere Wasserqualität dient nicht nur uns, sondern auch allen, die uns nachfolgen.“

Nach verschiedenen Verzögerungen im Projekt, unter anderem durch eine Änderung des Förderantrags mit höherer Förderquote, erfolgte schließlich Ende 2020 die Förderzusage durch das Umweltministerium sowie bis einschließlich März 2022 die Vergabe aller Auftragsarbeiten. Läuft alles nach Plan, kann die Inbetriebnahme der Vierten Reinigungsstufe nach rund zwei Jahren Bauzeit im Mai 2024 erfolgen. Nach der aktuellen Berechnung ist mit Baukosten von 9,7 Millionen Euro zu rechnen - rund 2,7 Millionen mehr als die erste Kostenberechnung ohne die allgemeinen Kostensteigerungen im Baugewerbe mit Materialknappheit und Lieferschwierigkeiten, unter anderem durch die Corona-Krise und aktuell den Krieg in der Ukraine bedingt, vorgesehen hatte. Mit rund 5 Millionen Euro wird das Projekt durch Fördergelder vom Land Hessen unterstützt.

Die „Spurenstoffstrategie Hessisches Ried“, die die hessische Landesregierung ausgearbeitet hat, sieht vor, mehrere Kläranlagen als Pilotprojekt mit einer Vierten Reinigungsstufe auszustatten. Neben der Verbandskläranlage in Bickenbach soll dies auch in Darmstadt, Langen, Mörfelden-Walldorf, Weiterstadt und Büttelborn umgesetzt werden. Im Anschluss an die klassischen Reinigungsverfahren wird nach einer Vorfiltration in einem ersten Becken Ozon zugesetzt, das dafür sorgt, dass die im Wasser befindlichen Stoffe oxidieren und abgebaut werden. Von der Aktivkohleanlage im zweiten Becken können sie so besser absorbiert werden. Mikrobakterien kommen dort gegen die Mikroschadstoffe zum Einsatz.

Die Verbandskläranlage für Bickenbach und Seeheim-Jugenheim besteht seit mittlerweile 60 Jahren und gehört mit einer Ausbaugröße von 35.000 Einwohnern zu den mittelgroßen Anlagen in Hessen. Jährlich werden hier rund zwei Millionen Kubikmeter Wasser gereinigt.

Auf dem Bild (v.l.n.r.): Beim traditionellen Spatenstich für die Vierte Reinigungsstufe in der Verbandskläranlage in Bickenbach: Rainer Fuchs vom Regierungspräsidium Darmstadt, die beiden Verbandsvorsteher Markus Hennemann (Bürgermeister Bickenbach) und Alexander Kreissl (Bürgermeister Seeheim-Jugenheim), Betriebsleiter Jörg Stanzel und Michael Denk vom Hessischen Umweltministerium.